Im EU-Projekt „Angelab“ entwickeln Forscher einen Schnelltest, mit dem genetisch bedingte Krankheiten des ungeborenen Kindes untersucht werden können. Für ihn wird statt Fruchtwasser nur eine Blutprobe der Mutter benötigt.
Wird im Rahmen einer pränatalen Diagnostik der werdenden Mutter Fruchtwasser entnommen, ist dies ein invasiver Eingriff. Schonender wäre es, über das Blut der Mutter eine Diagnose über mögliche Erkrankungen des Embryos durchzuführen. Daran arbeiten Forscher nun im EU-Projekt Angelab. Angelab steht für „A New Genetic Laboratory for non-invasive prenatal diagnosis”. In dem Projekt arbeiten neben der Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung e.V. aus Villingen-Schwenningen 14 weitere europäische Forschungszentren, Universitätsinstitute und Firmen.
Über 400 diagnostische Tests
Die seit 2012 entwickelten Schnelltests sollen aus dem mütterlichen Blut auf Krankheiten des Embryos wie spinale Muskelatrophie, Mukoviszidose und Down-Syndrom schließen können. Nach der Pilot-Produktion von über 400 diagnostischen Tests werden diese an Patienten in Einrichtungen des Baskischen Gesundheitsservice Osakidetza auf ihre Funktionalität hin überprüft.
Eine Jury der Europäischen Kommission zeichnete das Projekt nun im Rahmen des European Nanoelectronics Forum in Rom mit dem Innovation Award aus. Berücksichtigt wurden Projekte, die aus den Förderlinien Horizon 2020 und dem 7. Rahmenprogramm (FP7) Geld der EU erhielten. Dr. Jesús M. Ruano-López vom spanischen Forschungsinstitut IK4-Ikerlan nahm die Auszeichnung stellvertretend entgegen.
Schnell erzeugte Tröpfchen
Hahn-Schickard hat innerhalb des Projekts ein Verfahren entwickelt, mit dem sich eine DNA-Probe in Tausende von winzig kleinen Tröpfchen aufteilen lässt – mithilfe einer sich drehenden Kunststoff-Disk von der Größe einer DVD und einem handlichen Analyse-Gerät. Das Verfahren zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es im Vergleich zu bisherigen Methoden wesentlich einfacher zu bedienen ist und mehr als 10.000 Tröpfchen von rund 120 µm Durchmesser besonders schnell erzeugt. Auf der rotierenden Disk fließt die Probenflüssigkeit, getrieben von der Zentrifugalkraft, durch Kanäle in eine ölgefüllte Kammer. An der Mündung des Kanals reißen – ähnlich wie an einem tropfenden Wasserhahn – Tröpfchen ab. In der vertropften Probenflüssigkeit findet eine Bioreaktion zum Nachweis von DNA statt: Die Tröpfchen leuchten, sofern mindestens ein DNA-Molekül darin vorhanden ist. Durch die Isolation der DNA-Moleküle in den Mikrotröpfchen lassen sich die embryonalen von den mütterlichen DNA-Molekülen besser unterscheiden und besonders präzise zählen.
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