Hightech im Körper: Ein neuer, individueller Knieersatz verspricht eine schonendere OP und besseren Sitz. Er wird anhand von Bildern des Patienten-Knies vor der OP an einem 3D-Drucker aus Nylon-Verbundstoff ausgedruckt.
Ununterbrochen starke Schmerzen, kaum noch Lebensqualität: Immer mehr Menschen leiden an Erkrankungen der Kniegelenke wie beispielsweise der Kniegelenksarthrose. Wirken konservative und gelenkerhaltende Behandlungen wie beispielsweise Physiotherapie, Muskelaufbautraining, physikalische Therapie oder Medikamente nicht mehr, kann ein künstliches Kniegelenk Arthrose-Patienten zu neuer Lebensqualität verhelfen.
Wie natürlich sich jedoch das künstliche Knie im eigenen Körper anfühlt, hängt maßgeblich von der Art des Implantats ab. In der Sportklinik Stuttgart gibt es nun Medizin einer neuen Dimension: Hier kommen „ausgedruckte“ Knieimplantate zum Einsatz, die individuell auf die Anatomie jedes Patienten abgestimmt sind.
„Diese neue Technik ist revolutionär“, sagt Privatdozent Dr. med. habil. Johannes Beckmann, Chefarzt der Orthopädie. „Wie gut ein Knie nach der operativen Behandlung funktioniert, hängt von der Erfahrung des Chirurgen und vom verwendeten Knieimplantat ab. Mit einem individuell angepassten und für den Patienten maßgeschneiderten Knieimplantat kann Knochen erhalten und die ursprüngliche Situation besser rekonstruiert werden als mit standardisierten Prothesen.“ Die Bilder werden per Internet nach Boston (USA) geschickt, wo ein Computer die perfekte, individuelle Knie-Prothese für den Patienten errechnet. Innerhalb von 24 Stunden druckt ein 3D-Drucker das neue Knie aus Nylon-Verbundstoff mit den passenden Schnittschablonen für die Operation aus. Fünf Wochen nach der ersten Diagnose bekommt die Klinik das ausgedruckte Knie-Set. Dies umfasst 15 Teile inklusive Instrumente und Probegelenk. Das Knieimplantat und der Knochen des Patienten passen also bereits vor Beginn der Operation perfekt zueinander, wodurch weniger Knochenmaterial entfernt werden muss. Ein weiterer Vorteil sei, dass bei der computergestützten Anfertigung dieser patientenindividuellen Knieimplantate auch die mechanische Beziehung zur Hüfte und zum Sprunggelenk mit einbezogen wird. „Dadurch kann ich die Kniegelenke ganz natürlich ausrichten und erziele eine bessere Funktion“, erklärt Dr. Beckmann.
Erfunden wurde das Verfahren von dem Radiologen Prof. Philipp Lang, der früher am St. Josefs-Hospital in Bochum tätig war und die Technik an der Harvard-Universität entwickelte.
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