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Frag die Puppe!

Krankenpflege
Frag die Puppe!

Frag die Puppe!
Dieses Knautschgesicht soll künftig bei der Altenpflege helfen. In ihm steckt ganz viel Informatik (Bild: © Matthies Spielprodukte GmbH Co. KG)
Eine interaktive Puppe soll Audio-, Video- und andere Signale aufnehmen, analysieren und gegebenenfalls weiterleiten. Forscher untersuchen, ob sie sich im Pflegedienst einsetzen lässt, wenn der Patient allein zu Hause ist.

Über 70 % aller zu pflegenden Personen in Deutschland werden zu Hause betreut – sei es von einem Pflegedienst oder von pflegenden Angehörigen. Eine Sorge, die immer mitschwingt: Was passiert, wenn gerade kein Pflegedienst oder kein Angehöriger anwesend ist? Eine interaktive Puppe, die Audio-, Video- und andere Signale sowohl von der zu pflegenden Person als auch von den Pflegenden aufnehmen, analysieren und weiterleiten kann, soll hier Fortschritte bringen.

Dazu fördert das Bundesforschungsministerium mit insgesamt 1,65 Mio. Euro nun eine Kooperation von acht Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem Gesundheitswesen. Einer der wissenschaftlichen Partner des Projektes ist das Quality and Usability Lab von Prof. Sebastian Möller der TU Berlin. „Unsere Expertise konzentriert sich auf die emotionale Spracherkennung und den Einsatz von Crowdee“, sagt Dr. Tim Polzehl vom Quality and Usability Lab. Crowdee ist eine mobile App, die in Echtzeit Aufgaben (Mikrojobs) an einen registrierten Personenkreis (Crowdees) verteilt, und der Spracherkennung somit immer dann weiterhalfen kann, wenn diese fehlschlägt.
Ist es zu lange still, fragt die Puppe nach
Beispiel: Ein Patient ist allein zu Haus und die Sensoren haben ungewöhnlich lange keine Signale empfangen. Daraufhin spricht die Puppe den Patienten an. Die Antwort wird von einer zentralen Steuerung digital analysiert: Ist der Patient verängstigt, klingt seine Tonhöhe anders als normalerweise. „Für diese Spracherkennung haben wir spezielle Algorithmen entwickelt, die Rückschlüsse auf den Zustand des Patienten zulassen“, erläutert Dr. Tim Polzehl. Ob vielleicht ein Notfall vorliegt? Diese Informationen werden je nach Situation dem Pflegepersonal oder den Angehörigen weitergeleitet. Diese können dann entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. „Langfristig könnte man unter bestimmten Voraussetzungen auch darüber nachdenken, dass die Steuerung direkt den Notarzt informiert“, so Polzehl.
Während die digitale Spracherkennung schon weit fortgeschritten ist, birgt die emotionale Spracherkennung oftmals noch manche Probleme. „Wir wissen aber, dass ein Mensch in vielen Situationen oft sehr wohl entscheiden könnte, wie ängstlich zum Beispiel der Sprecher war. Deshalb setzen wir hier das von uns entwickelte Crowdee-System ein. In unserem Beispiel könnten die Crowdees Menschen sein, die Erfahrung in der Sprachanalyse haben. Diese erhalten eine anonymisierte Audio-Datei des Patienten und können sofort entscheiden, wie reagiert werden muss: Notfall oder nicht.“
Antwort in Sekundenschnelle
Ein zweiter Forschungsschwerpunkt der TU Berlin in diesem Projekt liegt in der Kommunikation mit der pflegenden Person. „Sie kommen zu Ihrem dementen Vater in die Wohnung und wollen wissen, ob der heute schon aufgestanden ist. Diese Frage richten Sie an die Puppe, die sie an die registrierten Crowdees weiterleitet, die dann zum Beispiel folgende Frage bekommen: War Herr X heute schon auf dem Balkon oder haben Sie seine Schritte gehört? Über das Crowdee-System können die Verteilung und die Antwort der Frage in Sekundenschnelle erfolgen.“ Ziel wäre es, die Puppe so zu programmieren, dass sie selbstständig erkennt: An wen richtet sich die Frage sinnvollerweise? Können das die Nachbarn beantworten oder eher der behandelnde Arzt? „Das ist aber noch Zukunftsmusik“, weiß Tim Polzehl: „In dem ersten Stadium des Projekts ermitteln wir gemeinsam mit den Partnern, welche Daten wir überhaupt sinnvoll erheben können, welche Sensoren wir dafür brauchen, welche Zustände wir damit sicher erkennen können und welche Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte davon betroffen sind .“
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