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Wer den Tastsinn würdigt

Und außerdem war da noch was
Wer den Tastsinn würdigt

Wer den Tastsinn würdigt
Worauf Billionen Rezeptoren nur warten: Mit Körperkontakt fühlen wir uns besser – und er hilft gegen schlechte Stimmung (Bild: fotolia.com / DragonImages)
Forscher haben ein einfaches Rezept gegen den Herbstblues gefunden: Wärme, Bewegung und regelmäßiger Körperkontakt. Schon eine zehnminütige Massage pro Tag kann die Stimmung deutlich aufhellen.

Gegen das kalte trübe Novemberwetter hilft Kuscheln, denn Berührungen und Körperinteraktion rufen komplexe neurobiologische Prozesse hervor, weiß Dr. Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Forschungslabors der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. „Unser Tastsinnessystem wird gnadenlos unterschätzt“, da ist er sich sicher. „Viele glauben, der Tastsinn hilft mir lediglich im Dunkeln den Wecker zu finden und spielt ansonsten nur noch bei sexuellen Handlungen eine wichtige Rolle. Das ist durchaus richtig, aber es ist zugleich eine extreme Verkürzung der grundsätzlichen Lebensfunktionen dieses Sinnessystems.“ So können Organismen, die nichts sehen, hören oder schmecken überleben – doch kein Lebewesen wäre ohne Tastsinn lebensfähig. Die Anzahl der Rezeptoren im Tastsinnessystem übersteigt die der anderen Sinnessysteme – Schätzungen gehen von einer Zahl im Billionen-Bereich aus.

Besonders Berührungen, „leichte Deformationen der Haut“, wie Grunwald sie nennt, stimulieren diese Rezeptoren. Studien mit EEG-Untersuchungen haben gezeigt, dass kurzzeitige Massagen sowohl bei Säuglingen als auch bei Erwachsenen den neurophysiologischen Status eines Menschen zum Positiven hin verändern. „Durch Berührungsreize werden biochemische und bioelektrische Prozesse im Gehirn ausgelöst. Daraufhin werden bestimmte Hormone und Neurotransmitter ausgeschüttet und gebildet, die die Hirnaktivität beeinflussen und den körperlichen Zustand positiv verändern“, erklärt der Haptik-Forscher. Durch diese Effekte nimmt die Herzfrequenz ab, die Atmung wird flacher und positive Emotionen entstehen. Eine zehnminütige Massage reicht schon aus, diese komplexen neurobiologischen Prozesse auszulösen. Ein professioneller Masseur ist dabei nicht unbedingt vonnöten.
„Es gilt das biologische Gesetz, dass durch adäquaten zwischenmenschlichen Körperkontakt – ohne sexuelle Intentionen – positive Emotionen in unserem Gehirn ausgelöst werden“, sagt Grunwald. Selbst kurze Umarmungen könnten diese Effekte auslösen. Wer lange Zeit ohne dieses besondere Lebensmittel auskommen muss, könne in seinem seelischen und körperlichen Wohlbefinden durchaus stark beeinträchtigt sein. „Wenn es draußen trüb, kalt und nass ist, müssen wir aktiver für unser Wohlbefinden sorgen“, empfiehlt der Forscher. So sei es in einer Partnerschaft zu überlegen, ob man nicht mehr Kuschelzeit miteinander verbringt, um den Basiskörperkontakt zueinander zu halten. „Der Mensch hat ein Grundbedürfnis nach solchen Körperinteraktionen vom Kleinkind bis zum Greis. Mit diesem Nähebedürfnis wachsen wir auf. Durch die Körpernähe werden nicht nur Hautverformungen generiert, sondern auch Wärme übertragen und die tut uns gut.“
Na, wenn das kein Argument ist: Also los, je kälter es wird, desto mehr kümmern wir uns diesen Winter um unsere Kuschelrezeptoren!
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