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Eine Plattform für viele Produkte

Point-of-Care-Testing: Hersteller muss die Entwicklung nicht bei Null anfangen
Eine Plattform für viele Produkte

Eine Plattform für viele Produkte
Dr. Konstantinos Mitsakakis leitet das Projekt Discognosis am HSG-Imit
Wissen, ob der Patient Malaria hat oder sein Fieber durch andere Erreger verursacht wird: das soll ein Test ermöglichen, der auf Basis der Lab-Disk-Plattform in Freiburg entwickelt wird. Über Perspektiven der Technik berichtet Projektleiter Dr. Konstantinos Mitsakakis.

Herr Dr. Mitsakakis, was kennzeichnet die Plattform Lab-Disk, auf deren Basis Sie im Projekt Discognosis einen Test für Erkrankungen mit malariaähnlichen Symptomen entwickeln?

In der Plattform Lab-Disk erreichen wir eine hohe Integrationsdichte und können das einmal definierte und erprobte Verfahren an eine Vielzahl von Tests anpassen. Sie kann also die Grundlage für viele POCT-Produkte sein, die in Zukunft von verschiedenen Unternehmen auf den Markt gebracht werden. Und da die Bestandteile auch in größeren Stückzahlen produziert werden können, wird sich ein solches Produkt auch zu realistischen Preisen vermarkten lassen.
Welche Anwendungsgebiete kommen für Ihre Plattform in Frage?
Da wir auf Nukleinsäure- und Proteinanalyse sezten, ergeben sich sehr viele Anwendungsmöglichkeiten: In der Pharmaindustrie ebenso wie in der Lebensmittelindustrie, wo der Nachweis von bestimmten Stoffen oder auch Viren oder Bakterien erbracht werden soll. Darüber hinaus sind Anwendungen in der Pflanzenpathologie denkbar. Die Humandiagnostik bietet natürlich das größte Einsatzfeld, ist aber auch am stärksten reguliert. Daher werden dort die Vorbereitungen für die Zulassung eines Produktes am umfangreichsten sein.
Welche Überlegungen ergeben sich darraus für die Gebrauchstauglichkeit Ihrer Plattform?
Wir verfolgen die Philosophie, dass sich die Plattform, sobald die Probe aufgebracht ist, mit einem Knopfdruck bedienen lassen soll. Was danach kommt, wird vom jeweiligen Anwendungsfall abhängen. Für die klinischen Studien mit dem Prototypen ist es aber sicher sinnvoll, zunächst einmal die Rohdaten zur Verfügung zu stellen. Doch ist es auch möglich, die Rohdaten vorzuinterpretieren und dem Nutzer eine fertige Diagnose zu bieten. Das gleiche gilt übrigens für die Probenvorbereitung. Um für möglichst viele Anwendungen offen zu sein, lässt sich die Plattform an Vollblut, Urin oder auch Abstrichproben anpassen, die als Tropfen, mit einer Pipette oder auch Kapillare eingebracht werden können. Da wir mit möglichst vielen Partnern zusammenarbeiten wollen, ist diese Offenheit unabdingbar.
Welche Informationsq uellen nutzen Sie, um die Bedürfnisse der Anwender kennenzulernen?
Wir sind in Kontakt mit Vertreten von Ärzte ohne Grenzen und der WHO – geade auch um zu erfahren, unter welchen Bedingungen Point-of-Care-Testing in den verschiedenen Regionen der Welt funktionieren muss. Nützlich ist auch unsere Verbindung zur Foundation for innovative new Diagnostics in Genf, deren Ziel es ist, neue und bezahlbare Produkte für den Einsatz in den Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen. Diese Organisation fördert auch die Entwicklung technologischer Plattformen.
Wie schnell geht die Entwicklung von Produkten auf der Basis der Lab-Disk mit den Partnern voran?
Wir rechnen mit ersten Produkten in drei bis fünf Jahren – dabei beziehen wir uns auf Partner, die schon eine Weile in unseren Projekten mitgearbeitet haben. Aber in den Anwendungsfeldern, die nicht so stark reguliert sind wie die Humandiagnostik, reichen diese Zeiträume auch für Einsteiger, die neu in einen Markt eintreten wollen. Und auch im humanmedizinischen Bereich profitieren wir von den Erfahrungen des bisherigen Projektes, so dass sich die Entwicklungszeit sicher verkürzen wird.
Was muss man für so einen Einstieg mitbringen?
Ein Unternehmen sollte seine Geschäftsidee mitbringen und die Anforderungen der Nutzer und Kunden gut kennen. Wenn so ein Test mit Hilfe der Nukleinsäureanalyse sinnvoll umsetzbar ist, kann man mit unserer Plattform in den genannten drei bis fünf Jahren zum Ziel kommen. Was man sich allerdings überlegen muss, ist, welchen Markt man mit so einem Test bedient. Wir arbeiten schon mit einer Reihe von Partnern zusammen. Dabei hat sich gezeigt, dass es große Märkte gibt und diese auch eher von Konzernen bedient werden. Ein Beispiel dafür ist die Analyse bei Atemwegsinfektionen. Es gibt aber mit Sicherheit auch Nischen, die gut von kleinen Unternehmen besetzt werden können. Das zeichnet sich schon jetzt in Gesprächen mit Interessenten ab.
Welche weiteren Aktivitäten sind bei Ihnen schon für die Zukunft geplant
Derzeit arbeiten wir im Projekt Discognosis am Nachweis von Erregern, die Fieber auslösen, allen voran Malaria. Zwei weitere Projekte, in denen die Plattform auch für andere Nachweise angepasst werden soll, laufen im März 2015 und 2016 an. Dort wird es um Analysen gehen, die für Hausarzt- beziehungsweise Zahnarztpraxen relevant sind, um Infektionen allgemein und Atemwegserkrankungen im speziellen.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Weitere Informationen Zum Projekt Discognosis: www.discognosis.eu/
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