Wissenschaftler haben mit Hilfe von DNA-Analysen die Größe der ersten domestizierten Kuhherde berechnet: Sie bestand aus nur 80 Tieren einer Auerochsen-Herde im Nahen Osten.
Einer neuen genetischen Studie zufolge stammen unsere Hausrinder von lediglich 80 wilden Auerochsen ab, die vor 10500 Jahren im Nahen Osten domestiziert wurden. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), dem französischen Forschungszentrum CNRS, dem Pariser Museum für Naturgeschichte und dem University College in London. Die Gruppe untersuchte erstmals DNA aus Knochenresten von Rindern, die aus archäologischen Ausgrabungen im Iran stammen. Die Fundorte datieren in die Zeit kurz nach der Erfindung von Ackerbau und Viehhaltung und stammen aus der Region, in der Rinder erstmals domestiziert wurden.
Das Team hat die Sequenzen der archäologischen Proben mit denen heutiger Rinder verglichen. Dabei fand es kleine Unterschiede zwischen den Populationen und prüfte in der Folge verschiedene Szenarien, um diese Unterschiede zu erklären. Mit Computersimulationen wurden die möglichen Entwicklungen im Laufe der Geschichte nachgespielt. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass die geringen genetischen Unterschiede nur zu erklären sind, wenn lediglich 80 der wilden Auerochsen die Vorfahren unserer heutigen Hausrinder waren. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Molecular Biology and Evolution erschienen.
Die Anzahl der domestizierten Tiere ist von großer Bedeutung für die Erforschung der Geschichte unserer Haustiere. Professor Mark Thomas, Genetiker am University College in London, bemerkte, dass dies eine erstaunlich geringe Anzahl an Rindern sei. „Wir wissen von archäologischen Überresten, dass die wilden Vorfahren der Hausrinder, die Auerochsen, in Asien und Europa vorkamen. Es hätte daher viele Gelegenheiten gegeben, die Wildrinder zu domestizieren.“
Die Auerochsen waren nicht mit den zahmen und umgänglichen Hausrindern von heute vergleichbar. Die Tiere in Gefangenschaft zu halten, war nach Angaben der Forscher schon ein schwieriges Unterfangen. „Sie dann langfristig erfolgreich zu zähmen und zu züchten, muss eine echte Herausforderung gewesen sein“, fügte Professor Joachim Burger von der JGU an.
Archäologische Untersuchungen an prähistorischen Tierknochen zeigten, dass nicht nur Rinder, sondern auch Ziegen, Schafe und Schweine erstmalig im Nahen Osten domestiziert worden sind.
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