Dr. Markus Reichel, Geschäftsführer der strategischen Beratungsfirma Dreberis GmbH aus Dresden, sieht Potenzial für deutsche Unternehmen in Polen, aber er weist auch auf mögliche Hürden bei einem Markteintritt hin.
Herr Dr. Reichel, Sie gründeten im Jahr 1999 Ihr Beratungsunternehmen. Was sind die Kerngebiete ihrer Beratung?
Schwerpunkt unserer Arbeit sind Investitionsvorhaben in Mittel- und Osteuropa und Markteintrittsvorhaben. Mit starkem Schwerpunkt auf Polen. Seither arbeiten wir für Kunden aus den verschiedensten Branchen, seien es kleine mittelständische Unternehmen, öffentliche Auftraggeber oder auch internationale Gr0ßunternehmen.
Wie bewerten Sie die allgemeine wirtschaftliche Lage Polens?
Momentan etwas verhaltener. Die letzten Jahre waren aber sehr gute Jahre, in denen viel erreicht wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung und der Aufbau des Landes gingen gut voran. Nach der Europameisterschaft ist die Luft etwas raus. Da das wirtschaftliche Umfeld momentan nicht so vorteilhaft ist. Aber allgemein gab es eine Entwicklung, die man auch am gestiegenen Lohnniveau sieht.
Sie führten zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie das Programm „Markteintritt Polen: Medizintechnik“ durch. Wie gestaltete sich das Programm?
Die Kunden wurden im Rahmen eines Projektes von uns begleitet. Initiator war das Bundesministerium für Wirtschaft unter dem Motto „Health made in Germany“. Die Zielsetzung war, deutsche Medizintechnikunternehmen auf verschiedenen Märkten besser positionieren zu können. Dies reichte von Märkten in Tschechien und der Ukraine bis hin zu Polen. Wir betreuten das Projekt für Polen. Daran nahmen 18 deutsche Firmen teil.
Wie wurde dieses Projekt angenommen?
Sehr gut. Wenn Akquise immer so einfach wäre, wäre das Leben leicht. Wir mussten nur sagen, dass es das Programm gibt, und es war ausgebucht. Aufgrund der starken Nachfrage erhöhten wir die Teilnehmerzahl von ursprünglich 15 auf 18. Daher können wir uns vorstellen, unabhänging vom Ministerium, die Initiative weiter zu begleiten. Gegebenenfalls mit anderen Fördermitteln oder auch ungefördert.
Wie lukrativ sehen Sie den polnischen Medizintechnikmarkt für deutsche Firmen?
Eher als chancenreich, nicht automatisch als lukrativ. Denn es wird mit Sicherheit Bereiche geben, in denen nichts verdient wird und es schwer ist, Fuß zu fassen. Es gibt den regulierten Bereich, also den Teil des Gesundheitsmarktes, der über den Nationalen Gesundheitsfonds reguliert wird. Daneben gibt es den unregulierten Markt an medizinischen, nicht verschreibungspflichtigen Leistungen. In diesem ist ein Markteintritt für deutsche Firmen sicher einfacher.
Und mit welchen Hürden ist zu rechnen?
Ein Problem sehe ich in den öffentlichen Ausschreibungen, denn diese müssen auf polnisch eingereicht werden. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass es ein europäischer Markt und kein außereuropäisches Ausland ist.
Alexander Gölz alexander.goelz@konradin.de
Weitere Informationen Zum Beratungsunternehmen Dreberis: Tel. (0351) 8626430 www.dreberis.com Zum BMWi-geförderten Programm „Health made in Germany“ www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de
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